Thomas Hüppi, Gymnasiallehrer für Mathematik und Kursleiter für hochbegabte Kinder schreibt in seiner Modularbeit (im Rahmen des Zertifikatslehrgangs MAS IBBF) über Boreout: Rothlin und Werder
würden das Phänomen als ‘andauernde Unterforderung, Desinteresse und Langeweile’ beschreiben, das krank machen könne. Sie bezögen dies vor allem auf die Arbeitswelt, aber, so Hüppi: «…ich
denke, dass die meisten Aussagen auch auf die Schule … übertragbar sind.»
Rothlin und Werder erwähnten, dass die Arbeitnehmenden aufgrund ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten mehr leisten könnten. Hüppi: «Aber eben nur ‘könnten’, weil es das Unternehmen nicht
zulässt oder nicht fördert.» Er zitiert die Autoren: «Eine vormals positive Grundeinstellung wird ersetzt durch die ‘es-bringt-ja-ohnehin-nichts’-Einstellung.»
Dies ist genau das, was wir in der Praxis so oft von schulisch unterforderten Kindern und Jugendlichen mit HKP hören. Sie freuten sich zum Beispiel sehr auf den Schuleintritt, wurden dann aber
schnell enttäuscht. «Hier lerne ich ja nichts», sagen sie dann, oder: «Da will ich nicht mehr hin.» Ähnlich beim Übertritt in Sekundarschul oder dann ans Gymnasium: «Das wird sicher
endlich interessant». Doch dann wieder die Enttäuschung. Denn auch hier: Diese Jugendlichen sind in ihrer kognitiven Entwicklung noch immer drei, vier Jahre weiter als die anderen.
Hüppi grenzt Boreout von Faulheit ab: «Während Faulheit eher eine Grundhaltung ist, so ist Boreout ein von äusseren Umständen induzierter Zustand.»
Leider scheint dies unseren Schulen noch nicht sehr bekannt zu sein – Kinder und Jugendliche mit HKP und Symptomen der Unterforderung werden noch immer nicht selten als faul bezeichnet und dazu
aufgefordert, endlich einmal Motivation zu zeigen.
Bei Wikipedia sind folgende Symptome des Boreouts zu finden: Depressionen, Antriebs- und Schlaflosigkeit, Infektionsanfälligkeit, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle. Diese Symptome
entsprechen den Symptomen bei Burnout.
In der Praxis begegnen wir diesen Symptomen bei schulisch unterforderten Kindern und Jugendlichen leider häufig. Nicht selten haben sie dann bereits eine Fehldiagnose bekommen.